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FRIAS Symposium 'Mehr Mut in Politik, Gesellschaft & Wissenschaft'

Mehr Mut! Wie treffen wir mutige Entscheidungen und warum ist das so schwer? (Analysen und Perspektiven aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft)
Wann 23.06.2022 um 09:00 bis
24.06.2022 um 15:00
Wo Uni Freiburg (Fahnenbergplatz / Biologie 1)
Name
Teilnehmer Universitätsoffen / open to university members
Termin übernehmen vCal
iCal

Mehr Mut!

Wie treffen wir mutige Entscheidungen und warum ist das so schwer? (Analysen und Perspektiven aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft)

!! Bitte beachten Sie die Raumänderung - die Podiumsdiskussion am Donnerstag Abend findet ebenfalls am Fahnenbergplatz statt !!

Wesentlicher Auslöser dieser zweitägigen Veranstaltung war die wiederholt bewiesene und nicht nur in den Medien viel beklagte Mutlosigkeit der politisch Handelnden in der deutschen Corona-Politik, besonders im Zeitraum Sommer 2020 bis Herbst 2021. Obwohl Prognosen steigender Fallzahlen und entsprechende Warnungen vorlagen, wurden die nötigen Maßnahmen – zunächst Maskenpflicht, dann Mobilitäts- und Kontaktbeschränkungen, später zusätzlich Test- und vor allem Impfkampagnen – zu zögerlich, zu spät und nicht mit dem nötigen Nachdruck beschlossen und durchgesetzt. Während der Covid-Krise, etwa im Sommer 2021, wurden klar beschriebene Chancen nicht genutzt, insbesondere kaum Anstrengungen unternommen die Impfquote deutlich zu erhöhen. Die Instrumente waren verfügbar, die Prognosen und Modellrechnungen lagen vor, die Dringlichkeit zu handeln war offenkundig und seitens der Wissenschaft unzweideutig und wiederholt artikuliert worden. Es wäre im Sommer 2021 – wie auch im Sommer zuvor – eine vorausschauende Politik möglich gewesen, die Schlimmeres hätte verhindern können. Allein diese und vorausgegangene Chancen wurden nicht genutzt. Warum?

Dabei ist die Corona-Krise nur ein Beispiel, wenngleich ein äußerst prominentes und eklatantes, für die Handlungsarmut deutscher Politik im Angesicht drängender Probleme und längst erkannter Defizite. Ähnlich ungenügende Performanz lässt sich auch für die Klimapolitik oder dem nötigen Aus- und Umbau der Infrastruktur etwa in den Bereichen der Energieversorgung, der Digitalisierung oder des Verkehrswesens konstatieren. Auch hier ist seit langem der Notwendigkeit zu handeln erkannt; die nötigen Instrumente sind verfügbar, aber sie wurden nicht annähernd im nötigen Umfang ergriffen. Diese Problematik ist aber nicht allein eine auf Bundesebene, sondern setzt sich auf föderaler und kommunaler Ebene fort: extreme Krisensituationen wie die globale durch die Corona-Pandemie verursachte oder die lokale bei den katastrophalen Überflutungen im Ahrtal im Sommer 2021 haben wie im Brennglas vielfältige systemische Probleme in Deutschland offengelegt, darunter als eines der größten eben genau das verhängnisvolle Zaudern bei notwendigen Entscheidungen, das Herausstehlen aus, Wegducken vor oder Wegdelegieren von Verantwortung.

Mehr Mut PosterAn mutigen Entscheidungen fehlt es aber nicht nur in der Politik. Auch in anderen Bereichen beobachten wir in den letzten Jahren eine sich verbreitende Mutlosigkeit, Risikoaversität, Konflikt- und Verantwortungsscheu, wo man Entscheidungen erst dann bereit ist zu treffen, solange man sich z.B. gegen alle juristischen Konsequenzen und voraussehbaren kritischen Reaktionen im öffentlichen Diskurs abgesichert hat. Unverständlich ist z.B. letztere Sorge nicht: gerade die zunehmende Macht der sozialen Medien führt zu großer kommunikativer Vorsicht – die Frage ist, wann aus dieser Vorsicht eine Kommunikation der unverfänglichen Leerformeln oder gar eine völlige Verstummung folgt. Wer ist noch bereit sich offen zu bestimmten Themen zu äußern? Was bedeutet dies für Meinungsfreiheit, Debattenkultur, Demokratieverständnis? Was für die Kommunikation zwischen Politik, Wissenschaft und Gesellschaft, was speziell aber auch für die Kommunikation innerhalb von Wissenschaft und ganz besonders zwischen den Forscher*innen als Lehrenden und den Studierenden?

In unserem Symposium wollen wir nun versuchen, einen gewissen Kontrapunkt zu der oben ausgeführten ernüchternden Bewertung zu setzen, indem wir eher nach vorne schauen wollen. Es geht – basierend auf Bestandsaufnahmen und Analysen der Ist-Situation – um die Identifizierung und (sehr gerne auch kontroverse) Diskussion von Rahmenbedingungen für und Wegen hin zu mutigeren Entscheidungen auf allen Ebenen und einem mutigeren Miteinander im gesellschaftlichen Diskurs. Als ein der Forschung einerseits und der Wissenschaftsreflektion und dem Diskurs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft andererseits verpflichtetes Forschungskolleg möchten wir dem Thema dieses Workshops insgesamt vier Halbtage widmen (Donnerstag/Freitag, 23./24.6.2022). Wir freuen uns auf eine Reihe prominenter Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Gesellschaft und Medien, die gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Freiburger Wissenschaft und Gesellschaft ihre Gedanken zu diesem komplexen Thema in Form von kurzen Vorträgen, Streitgesprächen und Podiums- und Plenumsdiskussionen mit uns teilen. 

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