Breakdance der Zeichen

Stefan Marx im Kunstverein Offenburg

Stefan Marx zielt mit seinen Wort-Bildern auf die Meta-Ebenen.

OFFENBURG. Hip und jung präsentiert sich das Offenburger Kulturforum. Die Städtische Galerie hat vor kurzem die Ausstellung Stefan Strumbels eröffnet, und nun zeigt der Kunstverein Offenburg-Mittelbaden nur eine Etage höher Arbeiten des Hamburgers Stefan Marx. Vernissage ist diesen Freitag um 19.30 Uhr.

Beide Künstler verbindet nicht nur der Vorname und das Geburtsjahr 1979, sondern auch eine Freundschaft. "Die Ausstellung passt derzeit gut ins Haus", sagte Martin Sander, Geschäftsführer des Kunstvereins, beim Rundgang mit dem Künstler. "Ich kenne nichts südlich von Frankfurt", sagte Stefan Marx, der in einem Dorf in Hessen aufgewachsen ist, heute in Hamburg lebt und viel in der Welt unterwegs ist. Sein Medium ist die Zeichnung, der Druck, die Arbeiten sind schwarz-weiß. Songtextaphorismen reizen ihn, die Kalifornische Band "The Pavement" hat er als Teenager verehrt, auch "Yo la tengo" aus New Jersey, beides Gründungen aus den 1980er Jahren. Heute noch findet Stefan Marx die Musik und die Songtexte inspirierend und setzt manche Parolen in seinen Arbeiten um. "Were you drunk or not when you said you missed me (warst du betrunken oder nicht, als du sagtest du vermisst mich)" fragt Marx auf einem seiner Bilder. "Run from the pigs, the fuzz, the cops, the heat" schreibt er in runden Lettern, in Weiß auf schwarzen Grund, was so viel heißt wie "mach’ dich aus dem Staub wenn die Bullen kommen" und greift damit umgangssprachliche Synonyme für das Wort "Polizei" auf.

Seine Typografie zeigt die für die Jugendkultur typische flüchtige Schreibweise. Es ist eine Schrift der Straße, auf Mauern oder Plakaten. Stefan Marx spielt nicht nur mit den Parolen, er verändert die Schrift, dynamisiert sie zittrig oder verschwommen, bis nur noch Teile lesbar sind oder ganz im grafischen Schwarz-Weiß aufgehen. Der Hamburger zeigt mit seiner Ausstellung im Kunstverein drei Darstellungsformen, mit denen er auf die örtlichen Gegebenheiten eingeht. Das Durchschreiten der gleichförmigen Räume der ehemaligen Kaserne habe ihn an das Blättern in Buchseiten erinnert, sagte Marx. Um diesen Eindruck zu unterstützen habe er jeweils eine Wand für ein plakatartiges Bild gewählt, die gegenüberliegende Wand für ein kleineres Format und die Innenwände für kleinformatige Zeichnungen, so wie man einen Katalog aufbaut. Damit betont er die Struktur und lädt sie mit Bedeutung auf. Marx scheut sich nicht vor klaren Aussagen, auch wenn sie andere bereits getroffen haben. Damit beweist er sich als genauer Beobachter seiner Zeit. Künstlerisch greift er ein, indem er gezeichnete und gedruckte Zeilen verrutscht und verwischt und damit unterschiedliche Abstraktionsgrade erzeugt.

Poetisch wirken die mit Tusche auf Nessel gezeichneten Arbeiten von Symbolen oder Tiermotiven, die durch die verlaufende Farbe etwas Träumerisches erhalten. Die mit klarem, feinem Strich gezeichneten Porträts von Menschen, denen er auf seinen Reisen begegnet, zeigen Marx’ Fähigkeiten als Karikaturist, der die Reduktion beherrscht und Humor beweist.

Der Künstler hat früh begonnen, die Kraft von Texten und Bildern zu bündeln. Marx hat mit 16 Jahren eine Firma gegründet, um T-Shirts mit Bildern und Slogans zu drucken, die heute noch existiert. Auch Plattenlabels hat er bebildert. "Ich fand die Skaterszene in den USA spannend, aber ich wollte nicht so viel Geld für ein T-Shirt ausgeben, außerdem verstanden viele meiner Freunde die Parolen nicht", sagt Stefan Marx. Er hat neue gefunden oder die vorhandenen sprachlich angepasst. So ist er Vermittler geworden, greift Botschaften auf und bringt sie auf den Punkt.

Stefan Marx. Vernissage diesen Freitag, 13. November, um 19.30 Uhr im Kunstverein Offenburg Mittelbaden, Kulturforum, Amand-Goegg-Straße 2, Offenburg. Geöffnet, Dienstag bis Freitag, 13 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag, 11 bis 17 Uhr. Bis 20. Dezember. Zusatzveranstaltungen unter: kunstverein-offenburg.de
von Eri Sieberts
am Fr, 13. November 2015

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