Techno

Carl Craig und Bambounou in der Basler Hinterhof Bar

Carl Craig hat Maurice Ravels Bolero Techno-Rhythmen überführt und war für einen Grammy nominiert. An diesem Freitag spielt der Produzent und Disc Jockey ein Set in der Basler Hinterhof Bar.

"No Boundaries" lautet eines der vielen Pseudonyme von Carl Craig. Auf Deutsch übersetzt bedeutet es "ohne Grenzen". Es beschreibt treffend die Künstlerpersönlichkeit des US-amerikanischen Technomusikers und enthüllt wesentliche Züge seiner Musik.

Craig, 1969 in Detroit als Sohn eines Postangestellten und einer Lehrerassistentin geboren, arbeitet über die Grenzen der elektronischen Musikgenre hinweg. In seinen Produktionen verbindet er verschiedene musikalisch-kulturelle Welten. Er versöhnt brachiale EBM- und düstere Industrial-Themen, wie sie Bands wie Throbbing Gristle und Cabaret Voltaire geprägt haben, mit den harmonisch und rhythmisch komplexen Strukturen des Jazz-Freigeists Herbie Hancock. Er vereint die Drumgrooves britischer Breakbeat- und Rave-Musik, die nach allen Seiten hin ausbrechen wollen, mit der intellektuellen Strenge und Kontrolle eines Steve Reich oder Terry Riley.

Alles Genre und Musiker, die Craig in Interviews regelmäßig als wesentlich für seinen eigenen kompositorischen Kosmos beschreibt. Sie schlagen sich bisweilen auch im Titel seiner Schallplatten nieder, die er seit 1989 veröffentlicht, zunächst auf Derrick Mays Label Transmat, ab 1991 auf seinem eigenen Plattenlabel "Planet E". Bereits auf seinem Debüt, der unter dem Alias Psyche produzierten Zwölfzoll-Vinyl "Crackdown", bezieht er sich auf die englische Industrialband Cabaret Voltaire, die 1983 ihr fünftes Studioalbum so benannt hat. Auf "4 Jazz Funk Classics", 1991 als Erstling seines Musikprojekts 69 erschienen, wird die Referenz zur minimalen Elektronik der vier Briten von Throbbing Gristle deutlich. "20 Jazz Funk Greats" lautet der Titel ihres dritten Studioalbums, das 1979 erschienen ist.

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Als Produzent und Musiker klopft Craig diese Genre nach ihrem Kern ab, den er als diskursive Größe versteht. Er eignet sich Strukturen an, verfremdet sie, entwickelt sie weiter. So gibt er, der Technomusiker, seit einigen Jahren auch der Klassischen Musik neue Farben und Stimmungen. Zusammen mit dem Berliner Elektronikmusiker Moritz von Oswald unterzog er für die Deutsche Grammophon zwei klassische Werke einer Neubearbeitung: Maurice Ravels "Boléro, Rapsodie espagnole" und Modest Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung". Er und von Oswald, in den 1990er Jahren vor allem als Mitbetreiber des Technolabels "Basic Channel" bekannt geworden, überführten die klassischen Werke in ein ambient wabernde, teils technoid treibende Strukturen. Die Stücke brauchen Raum und Zeit, um sich zu entfalten. Sie folgen einer langsamen Dramaturgie und bleiben fragmentarisch. So inszeniert er auch seine Remixe, die er beispielsweise für die kapverdische Sängerin Cesária Évora ("Angola"), für den Afrobeat- und Fusionjazz-Musiker Hugh Masekela ("The Boys Doin’ It") oder die kanadischen Elektropopper von Junior Boys ("Like A Child") angefertigt hat. Letztgenannter brachte ihm 2008 eine Grammy-Nominierung in der Kategorie "Beste Remix-Aufnahme" ein. Ein leiser Flirt mit der Popwelt, die Detroit und seinen Musikern, vor allem das Motown-Erbe betrachtend, bekannt ist.

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An diesem Freitag spielt Carl Craig ein DJ-Set in der Basler Hinterhof Bar. Zudem legen dort auf: Der Franzose Bambounou, der auf den Namen Jéremy Guindo-Zegiestowski hört. Er gehört zu einer jungen DJ- und Produzentengeneration aus Paris. In seinen Sets und Stücken vermischt er Ambient und experimentelle Elektronik mit klassischem Techno und britischer Bassmusik. Seit 2012 gehört er zur Stammbesetzung des Plattenlabels 50 Weapons, das Ende 2015 nach zehn Jahren Betrieb eingestellt wird. Dort erschien im Frühsommer diesen Jahres sein zweites Album "Centrum", für das er sich von Frank Herberts Science-Fiction-Roman "Dune" aus dem Jahr 1965 und Filmen des japanischen Manga-Künstlers Katsuhiro Otomo inspirieren ließ. 10 Stücke, eine musikalisch-cineastische Reise durch im Bass tief hinab reichende, perkussiv-groovende Klangwelten.
Basel, Carl Craig & Bambounou, Hinterhof, Freitag, 31. Juli 2015, 23 Uhr. Eintritt: 22.- Schweizer Franken.
von Bernhard Amelung
am Di, 28. Juli 2015 um 15:12 Uhr

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