Musical

"The Lion King" in Basel - Trommeln wie ein Löwe

Ein Blick hinter und vor die Kulissen der seit März im Basler Musical Theater laufenden Broadway-Produktion "The Lion King".

Wem dauerhaft an unbeschadetem Hörvermögen gelegen ist, der setzt sich besser nicht allzu nah zu Will Fry. Das gilt, auch wenn der Brite eigentlich ein ausgesprochen netter junger Mann ist, der sich trotz seines aufreibenden Arbeitsplatzes auch nach der Vorstellung noch in Gespräche verwickeln lässt über das, was er tut. Sein Reich liegt links oben neben der Bühne des Basler Musical Theaters und die Töne, die Fry von hier aus mit einem schier unüberschaubaren Arsenal an Rasseln, Klappern und afrikanischen Trommeln produziert, sorgen im König der Löwen noch bis in den Oktober mit für echt afrikanisches Flair. Frys Kollege Jack McCarthy wirbelt auf der gegenüberliegenden Seite der Empore auf einer weitgehend identischen Auswahl, weshalb der Sound, zu dem weitere Musiker im Orchestergraben beitragen, das Haus jeweils vollständig ausfüllt.

"Wir sind hier oben der Dschungel", lacht Fry und schlägt mit der flachen Hand ein paar Takte auf einer kelchförmigen westafrikanischen Trommel an. Der Holzkorpus der mit Ziegenhaut bespannten Djembé ist nahtlos aus einem Baumstamm gefertigt. Zumal Frys Djembé noch durch ohrenartige Aufsteckrasseln verstärkt ist, kann sie ausgesprochen laut werden. Etwas behäbiger klingen demgegenüber die Dundun-Basstrommeln und mal leise verspielt, mal geschwätzig keck die vielen anderen Rasseln, Klappern und Kalebassen oder zu Instrumenten verwandelten Flaschenkürbisse, die überall in Griffweite hängen und liegen. Ein bisschen einsilbig gibt sich nur der geschnitzte Holzfrosch. Er stammt aus Vietnam, weshalb ihm ein wenig die Außenseiterrolle zufällt. Schließlich kommen alle übrigen Instrumente, selbst wenn sie etwa aus Kuba oder der Karibik importiert wurden, ursprünglich aus Afrika.

Grundsätzlich sollte eine Herkunft von irgendeinem anderen Ende der Welt hier allerdings kein Problem sein, stammen doch Darsteller, Musiker und die ganze Musical-Crew, die es beim Basler Gastspiel auf insgesamt auf 150 Personen bringt, aus 17 verschiedenen Nationen. Das gilt nur für das Schweizer Gastspiel, das weltweit zwanzigste des Musicals, das bereits 1997 am New Yorker Broadway Premiere feierte und seither nach Produzentenangaben schon mehr als 75 Millionen Zuschauer angezogen hat. Auch in Basel zieht das Phänomen Musical – das muss nicht jeder verstehen – immer wieder die Massen an, die, um etwa den Löwenkönig zu sehen aus der ganzen Schweiz und aus dem deutschen Süden kommen. Wer weiter im Norden wohnt, geht nach Hamburg, wo der Löwenjunge Simba nach dem Tod seines Vaters dieselben Abenteuer durchlebt, bevor er den Thron endlich zurückerobern kann.

Seit März ist der Löwe schon in Basel los, wo er allerdings anders als in Hamburg englisch spricht. Neben Wills und Jacks Percussions, Technik und Bühnenaufbauten reisten dafür allein 700 Kostüme ans Rheinknie. Zum Einsatz kommen auch 232 Stab-, Schatten- und Ganzkörperpuppen, von denen einige durch das japanische Bunraku-Theater inspiriert wurden. Das mit 20 Kilogramm schwerste Kostüm hat das Warzenschwein Pumbaa zu tragen, die höchsten Tiere sind, wie sollte es anders sein, mit fünfeinhalb Metern die Giraffen, die von Stelzenläufern bewegt werden, und auf die gewaltige Größe von vier Metern Länge und fast drei Metern Breite bringt es der Elefant, den vier Darsteller zu Leben erwecken. Insgesamt kommen 25 verschiedene Tierarten vor, darunter in Kostümen gerechnet allein 106 Ameisen, 52 Gnus und 39 Hyänen.

Um das alles mit Leben zu füllen, hat auch die Sprache eine wichtige Bedeutung. Neben den Songs von Elton John und Tim Rice spielen weitere Kompositionen aus Afrika in zusätzlichen sechs Sprachen eine Rolle. Will Fry bedauert, dass er keine von ihnen spricht, aber er kann seine Trommeln sprechen lassen und das sogar wörtlich. Zum Einsatz kommt nämlich auch ein faszinierendes Instrument, die afrikanische Sprech- oder Nachrichtentrommel, die durch einen Strang über der Schulter gehalten, unter dem Arm getragen wird. Sie ist zweiseitig bespannt und verjüngt sich in der Mitte wie eine Sanduhr. Ihre Felle sind über Ringe und Schnüre miteinander verbunden, die wenn der Spieler sie drückt, die Tonhöhe verändern. Könnte man auch "Nants’ Ingonyama Bakithi Baba!" ("Hier kommt der Löwe, Leute!") damit rufen? "Theoretisch", lacht Will, "könnte man das."


– "The Lion King": bis 11. Oktober, täglich außer montags, Di/Mi 18.30 Uhr, Do/Fr 19.30 Uhr, Sa 14.30+19.30 Uhr, So 13.30+18.30 Uhr, Musical Theater Basel, Vorverkauf beim BZ-Karten-Service (bz-ticket.de/karten oder Tel. 0761 - 496 88 88) und bei allen BZ-Geschäftsstellen.
von ama
am Mi, 27. Mai 2015

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