Rock

Der Gitarrist Tommy Emmanuel beim Freiburger ZMF

TICKET-INTERVIEW mit Tommy Emmanuel über Gitarren, seinen Stil und Versicherungen.

Eric Clapton bezeichnet ihn als den besten lebenden Gitarristen. Tommy Emmanuel ist zwar nicht der berühmteste, aber für viele Musiker der technisch versierteste Spieler der Welt. Der Australier, der beim ZMF auftritt, klingt auf einer Gitarre, als spiele ein komplettes Orchester. Olaf Neumann hat mit dem 60-Jährigen gesprochen.

Ticket: Welche Gitarren spielen Sie bei dieser Tour?
Emmanuel: Ich bin mit drei akustischen Gitarren unterwegs, sie wurden alle in Australien hergestellt. Die Marke heißt Maton. In jeder Gitarre steckt ein Mikro. Für den Zuhörer klingen sie, als befände sich sein Kopf in der Gitarre. Die Gitarre ist für mich ein Werkzeug, um auszudrücken, was ich fühle. Die Musik entsteht in meinem Kopf und über die Gitarre geht sie nach draußen. Bei dieser Tour spiele ich älteres, aber auch ganz neues Material.
Ticket: Ist die Gitarre Ihr bester Freund?
Emmanuel: Ohne Zweifel, yeah. Manchmal sogar mein einziger Freund. Als wir heute von Frankfurt nach Weimar fuhren, spielte ich die ganze Zeit auf meiner Gitarre und dachte dabei: Ich bin so glücklich, diesen kleinen Kumpel zu haben, mit dem ich jederzeit Musik machen kann. Die Gitarre ist immer gleich schön, wir Menschen sind es, die sich ständig verändern.
Ticket: Sehen Sie sich eher als Songschreiber oder als Musiker?
Emmanuel: Ich bin definitiv ein Songschreiber. Ich liebe Songs. Das Schreiben ist der schwierigste Teil meiner Arbeit. Gitarre spielen kann man auch einem Affen beibringen, aber einen Song zu schreiben, der eine Geschichte erzählt und jemanden berührt, ist viel schwieriger. Ich brauchte ein halbes Leben, um das zu lernen. Als ich jung war, schaute ich vielen älteren Musikern auf die Finger und fand mit der Zeit heraus, wie man mit den richtigen Akkorden und Noten Emotionen wecken kann. Ein Song funktioniert im Prinzip wie ein Film.
Ticket: Gibt es einen Song, der es Ihnen besonders angetan hat?
Emmanuel: Für mich ist Eric Claptons "Tears In Heaven" genauso bedeutend wie die Musik von Bach oder Mozart. Denn es geht hier um Emotionen. Deshalb lautet mein Ratschlag an alle Nachwuchsgitarristen: Spiele deine Musik stets aus tiefster Überzeugung!
Ticket: Haben Sie Ihren Stil eigentlich selbst kreiert?
Emmanuel: Mein Stil ist eine Kombination aus der Musik von den ganzen Leuten, nach denen ich als junger Mann verrückt war. Als Teenager war ich ein großer Jazz-Fan. Mein Stil hat sich wahrscheinlich dadurch gebildet, indem ich viel aufgetreten bin und eine Menge Songs geschrieben habe. Meine Interpretationen werden mit den Jahren immer einfühlsamer, und ich selbst mache mir immer mehr Gedanken über das, was ich spiele. Früher bin ich wie ein Bulle an die Musik herangegangen und trampelte vieles nieder. Heute will ich das Gras probieren, mir die Berge und die anderen Kühe ansehen. (lacht)
Ticket: Haben Sie eigentlich eine Versicherung für Ihre Hände?
Emmanuel: Ich habe so gut wie alles versichert mit Ausnahme meiner Hände. Eine Zeitlang lebte ich in England auf einer Farm. Zwischen zwei Tourneen tobte ich mich dort immer aus, schlug Holz, mähte Gras oder baute Zäune. Und dann ging ich mit steifen Händen wieder auf Tournee und brauchte eine Weile, um mich wieder ans Gitarre spielen zu gewöhnen.
Ticket: Sammeln Sie Gitarren?
Emmanuel: Zu Hause habe ich ein paar Lieblingsgitarren, die ich niemals mit auf Tour nehmen würde. Aber die meisten kommen und gehen. Ich verschenke oft Gitarren und je öfter ich dies tue, desto mehr bekomme ich zurück. Es ist ein Kreislauf. In Amsterdam wurde mir mal eine Gitarre gestohlen, und schon am nächsten Tag hatte ich sie zurück. Es war wie ein Wunder. Einmal ging ich in New York in ein Pfandhaus, wo ich eine Gitarre entdeckte, die man mir ein Jahr zuvor geklaut hatte. Ich musste sie mir notgedrungen noch einmal kaufen.

Termine: Das 33. ZMF findet vom 1. bis 19. Juli in Freiburg statt. Am ersten Tag spielen Andreas Bourani (Zirkuszelt, 20 Uhr) und Jesper Munk (Spiegelzelt, 21 Uhr). Tommy Emmanuel tritt am So, 5. Juli, 20 Uhr, im Zirkuszelt auf. Ausverkauft sind Revolverheld, Freiburger Puppenbühne, Luke Mockridge, Orquesta Buena Vista, Hubert von Goisern, Kleine Tierschau, Dieter Th. Kuhn, Rea Garvey, Annen May Kantereit;

BZ-Kartenservice Tel. 0761/4968888 und unter bz-ticket.de/karten
von onma
am Mi, 24. Juni 2015

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